Freitag, 26. Dezember 2014

Das Land der/s…?


Und wieder allein, wohl das erste Mal seit meiner Ankunft im Mindfulness-Project, und dennoch begleitet von all meinen Erlebnissen und Erinnerungen an die letzten Wochen, suche ich mir meinen Weg durchs Hotel zur Straße, durch den Flughafen (der eigentlich mehr an eine überteuerte Shoppingmeile erinnert) zum Gate und durchs Flugzeug zu meinem Sitzplatz. Nach etwas Verspätung heben wir ab und ich bereite mich geistig schon auf die größte Demokratie der Welt, das Land des Mülls und der Farben, das Land mit der riesigen Schere zwischen arm und reich, das Land, in welchem Kühe heilig sind und Frauen teilweise noch starke Unterdrückung erfahren, das Land mit der wohl größten kulturellen wie auch religiösen Vielfalt, das Land der Bollywoodfilme, -tänze und
-gesänge, das Land, welches mich von der Ferne immer auf eine ganz bestimmte Art fasziniert hat und welches mich jetzt, da mich nur noch wenige Stunden Flugzeit von ihm trennen, doch äußerst nervös werden lässt:
INDIEN.

Flughafen in Mumbai
Beginnen werde ich mein Reise durch Indien in Goa, eigentlich Mumbai, aber das lasse ich nicht so ganz zählen, da ich dort lediglich irgendwie den Flughafen wechseln muss und mich somit beinahe nur zwischen Gates, Flugzeugen und Indern aufhalte. In Goa angekommen (Schmerzlich muss ich feststellen, wie christlich Goa ist und somit Weihnachten auf ähnlich gewöhnungsbedürftige Weise feiert wie Bangkok, jedoch immerhin mit mehr gläubigen Hintergrund) werde ich abgeholt und zu einem Hotel gebracht (etwas viel Luxus und Komfort in den letzten Tagen :D), in welchem ich mich mit einer Gruppe von Leuten, die durch das Tibethaus Deutschland verknüpft sind, treffe und mit welchen ich am 4. Advent in eine tibetische Flüchtlingssiedlung namens Mundgod aufbrechen werde. Erstmal im Hotel an der Rezeption empfängt mich Elke, die Leitern und eine gute Freundin (für mich eher Tante…Hey, das ist von ihr :D), was mich ungemein freut. Was ich allerdings bis zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, ist, dass ich die kommenden 2 Tage Urlaub vom Reisen nehmen soll.
hübsch was?!
Kurzfassung: All Inclusive, Riesenpool, eigenes kleines Häuschen, 1 min Fußweg zum Strand (wobei mich der ja nach meiner Paradieserfahrung in Thailand mehr schockt als beeindruckt :D, ja ich weiß ich bin mittlerweile verwöhnt, während ihr zum großen Teil in Deutschland sitzt und friert :D:D:D) mehrere Bars und Restaurants (Menü oder Buffett…natürlich Buffett und was für eins :D)  und dementsprechend teuer…
Ich werde fett...:( aber sooo lecker :D
So genieße ich zwar den Aufenthalt und vor allem das Essen, dass mir zum Teil von meinem neuen Freund, dem Kellner Lucio (ein netter älterer Inder, der sich gerne mit mir unterhält), mehr oder weniger aufgezwungen wird, bin aber doch auch sehr froh, als wir abreisen.
Ich merke mittlerweile, wie ich unterwegs sein will, wie sehr es mir gefällt so einfach und natürlich zu leben wie möglich. Ich brauche und will diesen Luxus, mit welchem sich manche Menschen so schmücken, nur weil sie ein verletztes Ego und zu viel Stolz besitzen, nicht. Ich will umweltbewusst, sozial, achtsam und glücklich leben, mehr denn je.
So bin ich voller Vorfreude auf der 6 stündigen Fahrt in unserem kleinen „Partybus“ auf Mundgod. Hier wohnen wir in einer Art Klosterstadt in eben einem dieser Klöster. Ich erkenne den Mönch, der sich um uns kümmert aus Singapur wieder und umgekehrt. Ein überraschendes Wiedersehen.

Warum nun aber sind wir als ganze Gruppe hier?

Der Name "unseres" Klosterteils
Ganz einfach: His Holiness, XIV. Dalai Lama wird an diesem Ort 6 Tage lang (23.-29.12.) Teachings geben vor 200.000 tibetischen Mönchen, einigen Tibetern, ein paar Indern und noch weniger Westlern. Wir haben zum Glück einen Tag Zeit bevor die Unterweisungen beginnen und können uns eingewöhnen. Die Luft ist tagsüber sehr schlecht, das von den Mönchen gekochte Essen (schonwieder…langsam frage ich mich ob ich seit ich unterwegs bin überhaupt mal schlecht gegessen habe :D) dafür umso besser. Mein WG-Zimmerchen ist ganz oben auf dem Flachdach, womit ich unwissend das Beste Zimmer erwischt habe, wie ich finde, da ich das ganze Dach mehr oder weniger als Balkon nutzen kann und die schönste Aussicht von dort besitze. Morgens kann ich einige Mönche im Hof beobachten und abends das Licht der untergehenden Sonne und sogar einige wenige Sterne, die mir so sehr gefehlt haben, seit meiner Abreise von Koh Chang, wo ich manchmal das Gefühl hatte mehr Sterne als Himmel zu sehen.
Blick von "meiner" Dachterrasse in Mundgod
So genieße ich erst einmal all die neuen Eindrücke, Gerüche, Umgebungen, Farben (diese wunderschönen indischen Kleider…) und Gesichter und lasse alles auf mich wirken. Bis die Teachings beginnen.



5 Kommentare:

  1. Heute kann ich dir als Dank für deine wunderschönen Beschreibungen ganz viele kleine funkelnde Schneeflocken schicken, die den Himmel verdecken und in alle zehn Richtungen wirbeln! Der tiefe Winter hat sich hier breit gemacht und unerbittliche Kälte soll in den nächsten Tagen folgen und die Schneeflocken konservieren :-) ! Genieß die Sonne und die Wärme, ich friere für dich mit, meine Süße!!!

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    1. so anonym soll's auch nicht sein, das war von deiner maman

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  2. :D Das klingt toll, ich genieße die Sonne schon sehr und die Tatsache braun zu werden und Sommersprossen zu kriegen um diese Jahreszeit. Aber 2 jahre ohne Schnee ist schon auch komisch, nachdem es ja letztes jahr nicht geschneit hat...
    Naja ich versuch euch ein paar Sonnenstrahlen zu schicken ;) :*
    <3

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  3. Wo bleibt das Foto von Richie und dir ??? ;-) Maman

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