Freitag, 13. Mai 2016

Uprising Day Fortsetzung

Wie bereits angekündigt, will ich noch von den Geschehnissen am 10. März, dem sog. Uprising Day, in Dharamsala, Sitz S.H. des 14. Dalai Lama und der tibetischen Exilregierung, berichten. Jedes Jahr am 10. März gehen Tibeter, groß und klein, dick und dünn, jung und alt, auf die Straße und demonstrieren. Demonstrieren gegen die chinesischen Regierung, gegen die Besatzung ihrer Heimat, gegen die Menschenrechtsverachtende Politik, gegen die Selbstverbrennungen. Demonstrieren für politische Selbbestimmung, für Beendigung von Gefangennahme, Folter und Mord, für die Rückkehr ihres Oberhauptes nach Tibet, nachdem er vor nun 57 Jahren von dort fliehen musste.
Sie alle vereinen sich an diesem Tag, ob aus Ütsang, Amdo oder Kham, und blockieren Dharamsalas Straßen, um an all die Misstände die seit 1959 herrschen zu errinnern und der Welt zu zeigen, dass sie nicht aufhören werden für ihre Freiheit, so friedlich wie nur möglich, zu kämpfen. Es ist ein Donnerstag  und ich ärgerlicherweise vormittags Unterricht, stehle mich aber (mit Erlaubnis :D) davon als ich die Rufe höre um dem Protestmarsch beizuwohnen und zu unterstützen. Es ist berrührend und erfordert für mich, als recht emotionalen Menschen,  insbesondere wenn es um Tibet geht, extrem viel Selbstbeherrschung. Die Menge der Menschen scheint unendlich zu sein, und alle sind sie im Gesicht bemalt oder in schwarze Chubbas gekleidet oder mit Flaggen oder Schildern ausgestattet oder alles zusammen.
Ich mische mich unter die Menge und zähle Mantren um mich nicht völlig mitreißen zu lassen. Nach einger Zeit treffe ich eine Freundin. Mit ihr zusammen laufe ich weiter und beginne mitzurufen. Sie bitten die indische Regierung um Hilfe und Unterstützung in Ihrer Angelegenheit. Ebenso die UNO und all die westlichen Länder. Sie lassen ihr Oberhaupt hochleben, und beten für das Aufhören der Selbstverbrennung aus Verzweiflung um die Heimat. "Free Tibet! Free Tibet!". All das und noch viel mehr in Hindi, Englisch und Tibetisch. Beim Englischen und Tibetischen bin ich sofort dabei, Hindi muss mir Kusang jedoch erst beibringen, damit ich mir auch in Hindi mit die Stimme aus dem Leib schreien kann.
Es ist ein bedrückender Lärm der mit und ohne Lautsprecher produziert wird. Der Marsch, angeführt von jungen Nonnen, endet an der Polizeistation von Dharamsala. Hier folgen Reden, eine Schweigeminute, weitere Protestschreie etc. Irgendwann als ich es nicht mehr aushalte, verabschiede ich mich und beginne all das Gesehene und Erlebte zu verarbeiten. Und die Moral von der Geschicht': Unterstütze China nicht!





P.s. Eigentlich möchte ich damit sagen, wie wichtig es ist, denen, die ohne Stimme sind, eine Stimme zu geben, denen ihr Zuhause verlieren, eine Heimat zu geben, und denen, die ohne Rechte sind, zu helfen ihre Rechte einzufordern. Das ist eine Art Verpflichtung, die aus Menschlichkeit und Mitgefühl entsteht und die so unheimlich für Jede und Jeden ist. Das gilt für überall in dieser Welt. Das allerding reimt sich nicht so schön ;)
"I" ist hier Kusang Chöden

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