Freitag, 13. Mai 2016

Ein schmerzvoller Abschied



Khedrub und Ngawang Chöden an Losar im Hauptempel
von l. nach r.: Ngawang Chöden, Ngawang Champa, Khedrub

Nach dem nicht ganz einfachen 10. März folgt für mich ein noch viel schwierigerer 11.März. Ich habe wieder ganz normal Schule bis mich Geshela Wangdag, einer unserer Lehrer, fragt ob Ngawang Chöden, der Mönch mit dem ich zusammenlebe, der auch Conversation Partner in der Schule ist, der sich um mich gekümmert wie kein anderer, dem ich versucht habe etwas Englisch beizubringen und der für mich vor allem dank der Zeit, in der wir nur 2t in dem großen Haus gewohnt haben, meine Familie geworden ist, bereits abgereist ist und wie das für mich ist. Im ersten Moment denke ich, das ist ein Scherz, aber schnell muss ich erkennen, dass das keineswegs der Fall ist und mir einfach nichts gesagt wurde. 
Mit Tränen in den Augen renne ich nach Hause und frage nach Ngawang Chöden. Er ist nicht da. Khedrub, ein anderer Mönch, der zu Besuch ist, der jedoch dank Losar und seinem guten Englisch, dank seinem Humor und seinem lieben Lachen ebenso wie Ngawang Chöden meine Familie geworden ist (ich weiß, dass ich das über fast alle Menschen hier sage, da es wohl auch so ist, nur zu diesen beiden fühle ich mich so stark verbunden, wie zu sonst nur wenigen hier) erklärt mir, nachdem ich ihn mittlerweile in Tränen ausgebrochen gefragt hatte, ob das mit Ngawangs Abreise wahr ist, dass dem so ist, dass er heute Abend fahren würde und dass er momentan in McLeod Ganj ist, jedoch gegen fünf zurückkommt.

An der Bushaltestelle

So entschließe ich mich noch immer heulend die letzte Stunde Unterricht mitzunehmen und als ich so verquollen zurück zur Schule komme versucht Geshela mich zu trösten und nimmt mich in den Arm. Er ist sichtlich verlegen, da es als Mönch völlig unüblich ist eine Frau zu berühren. Durch die plötzliche Nachricht bin ich völlig verstört und nicht in der Lage mich zu konzentrieren. Die Minuten ziehen sich endlos und als die Stunde endlich um ist, renne ich nach Hause und sehe Ngawang packend  auf seinem Bett sitzen. Sofort breche ich erneut in Tränen aus, setze mich zu ihm und frage warum er nichts gesagt hat. „Sorry“ ist seine Antwort und er nimmt mich in den Arm.

v. l. n. r.: Yeshi Döndrub, Thösam, Ngawang Chöden, Khedrub, ich

Er ist sichtlich verlegen, da es als Mönch völlig unüblich ist eine Frau zu berühren. Das ist mir in diesem Moment allerdings total egal, vollkommen ungeniert weine ich einfach weiter, während er mir alles erzählt. Und als ich mich ein klein wenig beruhigt habe, kann ich ihm auch endlich alles Gute wünschen, ihm sagen, wie gut es eigentlich ist das er im Süden von Indien unterrichten wird, dass ich ihn jedoch schon jetzt vermisse und dass ich mir wünsche, dass er bald zu Besuch kommt. Nachdem wir also eine halbe Stunde so verbracht haben, gehe ich nach oben in mein Zimmer, um ihm noch ein paar Sachen mitzugeben. Am Beginn der Treppe halte ich jedoch inne, denn von hier sehe ich Khedrub Dinge in seine Tasche schmeißen und da trifft es ein zweites Mal wie ein Schlag ins Gesicht. Und gerade beruhigt breche ich gleich wieder in einen Wasserfall von Tränen aus und unter Schluchzern frage ich: „Khedrub, du verlässt mich doch jetzt nicht auch?“ Khedrub traut sich gar nicht mir ins Gesicht zu schauen (Es ist nicht üblich so offen seine Gefühle zu zeige unter Tibetern und in der Regel tue ich das auch nicht, aber das war einfach zu heftig an diesem Tag) und beginnt als mich so sieht auch zu weinen. Er wird heute Abend mit Ngawang zusammen nach Delhi fahren. Khedrub nimmt mich ebenfalls tröstend in den Arm. Er ist sichtlich verlegen, da es als Mönch völlig unüblich ist eine Frau zu berühren. Ich kann nicht aufhören zu schluchzen und entschuldige mich unaufhörlich dafür. Nachdem wir uns dann alle gegenseitig gestanden haben, dass wir uns wie ein Familie fühlen, Khedrub mir und ich Ngawang Chöden eine Kleinigkeit geschenkt habe und wir an der Busstation alle zusammen warten, habe ich mich wieder so leidlich im Griff. Nach einiger viel zu kurzer Zeit kommt der Bus und nimmt mir meine 2 Lieblingsmenschen aus meiner tibetischen Familie. Und diesem Moment beginnt sogar der Himmel zu weinen.
Abschiedsselfie


3 Kommentare:

  1. Hallo liebe Greta,
    auch wenn du momentan etwas traurig bist, möchten wir dir gerne herzlichst zu deinem Geburtstag gratulieren. Wie drücken dich und sind oft in Gedanken bei dir.

    Liebe Grüße

    Margit & Jürgen

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  2. Uups,

    bitte erst morgen lesen ;-))
    Blöde Zeitverschiebung und schlechtes Kopfrechnen

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  3. :D:D:D Kein Ding, vielen Dank im Vorraus :D

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