Jeden Monat schreibe ich auch einen kleinen Bericht für das Tibethaus Deutschland, wie meine Ausbildung läuft, was ich lerne etc. Es ist eine Art monatliche Zusammenfassung meines Studienlebens, diese werde ich zukünftig auch auf meinem Blog zusätzlich veröffentlichen, auch wenn ich einige Dinge vielleicht dadurch manchmal wiederhole. Und hier ist der Erste:
|
Mal wieder zu spät zur Library Class |
Nun ist einfach in diesem ersten Monat leichter gesagt als
geschrieben.
Ende September habe ich meine Koffer in Deutschland gepackt und mich von
Familie und Freunden verabschiedet um für 2 Jahre in die nordindische
Kleinstadt, in der S.H. Dalai Lama lebt, seit er 1959 aus Tibet fliehen musste,
in welcher die tibetische Exilregierung ihren Sitz hat und in welcher ca. 8000
Tibeter ein zweites zu Hause gefunden haben,
namens Dharamsala zu ziehen. Hier soll ich beim Lotsawa Rinchen Zangpo
Translating Program dank eines Stipendiums des Tibethauses
zur professionellen Dolmetscherin und
Übersetzerin ausgebildet werden.
Zu den Fragen nun so viel:
Ich fühle mich großartig, ich fühle mich manchmal etwas überfordert, ich fühle
mich bestens umsorgt und behütet, ich fühle mich abends meist sehr müde, ich
fühle, das ich weder aussehe wie eine Inderin noch wie eine Tibeterin, ich
fühle immer wieder Heimweh, ich fühle den Segen dieses Ortes, ich fühle, dass
ich genau das tue, was ich tun will.
Übersetzt heißt das:
Ich bin sehr glücklich, diese Chance haben zu dürfen eine Grundlage dafür zu
schaffen, für alle lebenden Wesen auf diese Weise von Nutzen zu sein. Auch
liebe ich das bunte Treiben Indiens, sowie die tibetische Umgebung am Fuße des
Himalaya. Natürlich muss ich aufpassen, was mein Verhalten als Frau (als
westliche noch dazu) angeht, denn ich bin noch immer in Indien und zugegeben
Inder können manchmal wirklich anstrengend sein, dennoch fühle ich mich absolut
sicher.
|
In Lower Dharamsala |
Beinahe jeder passt auf mich auf und die Menschen, in deren Nähe ich
lebe, zählen mich bereits zur Familie und umgekehrt. Sie können meine Familie
daheim zwar niemals ersetzen, aber sie werden zu neuen Erweiterungen meiner
Familie, was das Heimweh, das ich natürlich immer wieder habe, halb so schlimm
werden lässt. All diese Menschen sind in erster Linie Tibeter, Tibeter die seit
ich angekommen hauptsächlich tibetisch mit mir reden, ob ich es nun schon
verstehe oder nicht. Notfalls gibt es schließlich Hände und Füße. Seit die
Schule also begonnen hat, lerne ich eigentlich den lieben langen Tag und leider
reicht mir die Stundenanzahl eines normalen Tages meist nicht, denn es gibt
viel zu lernen, sehr viel, so viel, dass ich oft meine nicht mehr
hinterherzukommen. Dadurch, dass ich mal wieder mit Abstand das Küken in meiner
Klasse bin und einige meiner Mitschüler schon einmal tibetisch gelernt haben,
verstärkt sich dieses Gefühl oft und übermannt mich manchmal.
|
Unser "Pausenraum" :D |
So lerne ich also
nicht nur die tibetische Sprache, sondern zusätzlich auch richtig zu lernen und
auch mal Pause zu machen.
Nach solch
lehrreichen Tagen falle ich abends dann gerne todmüde ins Bett und schlafe den
Rezitationen von Mönchen, Nonnen oder Medizinstudenten lauschend ein. Das ist
eines der schönsten Dinge von Dharamsala, wo man steht und geht spürt man einen
gewissen Segen, ob das nun die bunten Gebetsfähnchen sind,
die an jedem Haus wehen, die kleinen Stupas,
an welchen man immer wieder vorbeikommt, die zahlreichen Mönche und Nonnen in
Ihren roten Roben, welche einem überall begegnet oder das alte Großmütterchen,
das am noch immer mit Gehstock und Mala hingebungsvoll die Khorra umrundet oder
einfach alles zusammen, ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich: Ich bin genau
zur richtigen Zeit an genau dem Ort, an dem ich sein soll und tue genau das,
was ich tun will!
|
Abschied von Amala :( |