Mittwoch, 11. November 2015

Bericht Oktober 2015


Mein neues Zuhause :)
Jeden Monat schreibe ich auch einen kleinen Bericht für das Tibethaus Deutschland, wie meine Ausbildung läuft, was ich lerne etc. Es ist eine Art monatliche Zusammenfassung meines Studienlebens, diese werde ich zukünftig auch auf meinem Blog zusätzlich veröffentlichen, auch wenn ich einige Dinge vielleicht dadurch manchmal wiederhole. Und hier ist der Erste:
So ne Schultüte wär schon cool gewesen...:D
Dies soll mein erster monatlicher Bericht über mein neues Leben in Dharamsala, Indien, werden. Ich bin mir nur leider unsicher, wie dieser ausehen soll. Die Geschäftsführerin des Tibethauses Elke Hessel meinte ich solle einfach folgende drei Fragen beantworten:
  1. Wie fühle ich mich?  
  2. Was lerne ich? 
  3. Wie ist die Atmosphäre/Wie sind die Menschen um mich herum?
Mal wieder zu spät zur Library Class
Nun ist einfach in diesem ersten Monat leichter gesagt als geschrieben.
Ende September habe ich meine Koffer in Deutschland gepackt und mich von Familie und Freunden verabschiedet um für 2 Jahre in die nordindische Kleinstadt, in der S.H. Dalai Lama lebt, seit er 1959 aus Tibet fliehen musste, in welcher die tibetische Exilregierung ihren Sitz hat und in welcher ca. 8000 Tibeter ein zweites zu Hause gefunden haben,  namens Dharamsala zu ziehen. Hier soll ich beim Lotsawa Rinchen Zangpo Translating Program dank eines Stipendiums des Tibethauses  zur professionellen Dolmetscherin und Übersetzerin ausgebildet werden.

Zu den Fragen nun so viel:
Ich fühle mich großartig, ich fühle mich manchmal etwas überfordert, ich fühle mich bestens umsorgt und behütet, ich fühle mich abends meist sehr müde, ich fühle, das ich weder aussehe wie eine Inderin noch wie eine Tibeterin, ich fühle immer wieder Heimweh, ich fühle den Segen dieses Ortes, ich fühle, dass ich genau das tue, was ich tun will.

Übersetzt heißt das:
Ich bin sehr glücklich, diese Chance haben zu dürfen eine Grundlage dafür zu schaffen, für alle lebenden Wesen auf diese Weise von Nutzen zu sein. Auch liebe ich das bunte Treiben Indiens, sowie die tibetische Umgebung am Fuße des Himalaya. Natürlich muss ich aufpassen, was mein Verhalten als Frau (als westliche noch dazu) angeht, denn ich bin noch immer in Indien und zugegeben Inder können manchmal wirklich anstrengend sein, dennoch fühle ich mich absolut sicher.
In Lower Dharamsala
Beinahe jeder passt auf mich auf und die Menschen, in deren Nähe ich lebe, zählen mich bereits zur Familie und umgekehrt. Sie können meine Familie daheim zwar niemals ersetzen, aber sie werden zu neuen Erweiterungen meiner Familie, was das Heimweh, das ich natürlich immer wieder habe, halb so schlimm werden lässt. All diese Menschen sind in erster Linie Tibeter, Tibeter die seit ich angekommen hauptsächlich tibetisch mit mir reden, ob ich es nun schon verstehe oder nicht. Notfalls gibt es schließlich Hände und Füße. Seit die Schule also begonnen hat, lerne ich eigentlich den lieben langen Tag und leider reicht mir die Stundenanzahl eines normalen Tages meist nicht, denn es gibt viel zu lernen, sehr viel, so viel, dass ich oft meine nicht mehr hinterherzukommen. Dadurch, dass ich mal wieder mit Abstand das Küken in meiner Klasse bin und einige meiner Mitschüler schon einmal tibetisch gelernt haben, verstärkt sich dieses Gefühl oft und übermannt mich manchmal.
Unser "Pausenraum" :D
So lerne ich also nicht nur die tibetische Sprache, sondern zusätzlich auch richtig zu lernen und auch mal Pause zu machen.  Nach solch lehrreichen Tagen falle ich abends dann gerne todmüde ins Bett und schlafe den Rezitationen von Mönchen, Nonnen oder Medizinstudenten lauschend ein. Das ist eines der schönsten Dinge von Dharamsala, wo man steht und geht spürt man einen gewissen Segen, ob das nun die bunten Gebetsfähnchen sind,  die an jedem Haus wehen, die kleinen Stupas, an welchen man immer wieder vorbeikommt, die zahlreichen Mönche und Nonnen in Ihren roten Roben, welche einem überall begegnet oder das alte Großmütterchen, das am noch immer mit Gehstock und Mala hingebungsvoll die Khorra umrundet oder einfach alles zusammen, ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich: Ich bin genau zur richtigen Zeit an genau dem Ort, an dem ich sein soll und tue genau das, was ich tun will!
Abschied von Amala :(

Sonntag, 8. November 2015

Affentheater



Bei der Library of Tibetan Works and Archives
6 Wochen nach meiner Ankunft in Dharamsala und eine Woche nachdem meine Amala wieder nach Deutschland geflogen ist, fühle ich mich hier bereits richtig heimisch. 5 Tage die Woche habe ich jeden Tag von 09.00-17.00 Uhr Unterricht, selbstständiges Lernen noch nicht miteingeschlossen. Kein Zuckerschlecken! Aber ich lerne und studiere das erste Mal in meinem Leben mit einer immerwährenden Motivation und Freude, was den anstrengenden Alltag leichter werden lässt.
Mein Klassenzimmer
Hinzu kommt, dass ich unglaublich nette, witzige und motivierende Lehrer habe. Und natürlich meine Mitschüler, manche sind doch etwas gewöhnungsbedürftig aber doch alle recht lieb. Tja und außerhalb der Schule… lerne ich eigentlich nur. Das liegt schon allein daran, dass ich mit Tibetern zusammenlebe, die kaum Englisch sprechen, weshalb ich gezwungen bin das bisschen tibetisch, das ich bis jetzt gelernt habe immerzu anzuwenden und auszuweiten. Tja und bin ich nicht zu Hause, treffe ich auch dann meistens Tibeter, die die größte Freude daran haben, mich mein kleines bisschen tibetisch anwenden zu lassen und zu erweitern…:D Wenn ich also nicht gerade Musik höre, Geschichten schreibe, tanze, ausnahmsweise mal jemanden treffe, der aus irgendeinem Grund nicht tibetisch spricht oder schlafe, lerne ich. Allerdings muss ich allmählich feststellen, dass ich nicht nur die Sprache lerne, sondern auch viel über die Geschichte, die Politik und die Kultur Tibets und dass ich bevor ich hierher kam erstaunlich wenig darüber wusste… Dennoch lebe ich trotz der tausenden Tibeter um mich herum in Indien.
In McLeod Ganj, der obere und tibetische Teil Dharamsalas
Das wird einem immer dann bewusst, wenn man total offensichtlich heimlich von Inder fotografiert wird, einem hinterher gegafft wird, als sei man von einem anderen Planeten oder man einfach nur die 10 Minuten nach Lower Dharamsala hinunter läuft. Lower Dharamsala ist dennoch auch sehr schön, sehr hektisch, sehr lebendig, sehr indisch, und sehr schön. Alles in allem bin ich also sehr happy in meiner neuen Heimat, auf eine Kleinigkeit könnte ich allerdings manchmal verzichten. Affen… so in der Ferne sind die echt cool und kleinen Babyaffen schauen wahnsinnig purzelig aus wie sie durch die Gegend hüpfen ihren Mamas und Papas hinterher. Wenn da nicht diese muskelbepackten Proloaffen wären, die sich alles erlauben, wenn ihnen danach ist.
Abendessen im neuen Zuhause mit meinen Mitbewohnern
Die können einem echt Angst einjagen, nein, sie jagen einem Angst ein und nicht nur einem sondern jedem der so einem Monstrum näher als 2 Meter ist. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass es nicht unüblich ist, dass diese Affen aggressiv sind und einen angreifen, wenn man sich unvorsichtig verhält. Andererseits ist es auch nicht unverständlich, schließlich hat der Mensch den Affen ihren Lebensraum gestohlen. So ist es nur natürlich, dass sie sich anpassen und sich verteidigen wenn sie sich bedroht fühlen. Und dennoch spüre ich jedes Mal ein ungutes Kribbeln durch meinen Körper strömen, sobald so eine Schar vor mir auftaucht. Aber ich hoffe mal, dass sich die Affenbanden nicht brüllend auf mich stürzen, solange ich nicht mit den Händen voller Kokosnüsse (oder eher Bananen) durch die Gegend laufe…:D
"Die ganze Affenbande brüllt..."