Mittwoch, 9. März 2016

Uprising Day

Es ist wieder soweit. Der 10. März. Heute vor 57 Jahren stand das tibetische Volk unbewaffnet vor den Toren des Palastes S.H. Dalai Lama um ihr Oberhaupt vor der chinesischen Gefangennahme durch ihre bloße Präsenz zu schützen. Weltweit werden an diesem Tag Demonstrationen und Poteste organisiert, die sich an die chinesische Regierung wenden. Die Tibeter kämpfen gewaltlos für ihre Rechte und ...
Ich könnte nun wieder beginnen einen Roman zu schreiben über die Situation in Tibet, über die Geschichte ect. Aber stattdessen bitte ich euch diesmal einfach: Lest meinen Bericht vom 10. März des letzten Jahres, seht euch dieses Foto...
...genau an und lest den Artikel (dann seid ihr genug infomiert;) Und ZEIGT FLAGGE FÜR TIBET!!!
Ich bin in Dharamsala mehr oder weniger vor Ort, was Tibet und alles, was dazu gehört, angeht und das möchte ich an diesem besonderen Tag
so gut ich kann nutzen und werde in einem anderen Post darüber berichten...

Donnerstag, 3. März 2016

Von der Personifizierung des Wortes Arschloch und dem schnellsten Mann Indiens



Es war soooooo schön Weihnachten wieder mit der Familie zu verbringen. Nachdem ich letztes Jahr ja schon über Weihnachten und Neujahr in Indien war, war das dringend notwendig und ganz wunderbar. Allgemein bin ich froh meine 4 freien Wochen in Deutschland verbracht haben zu können. Ich konnte auf den Weihnachtsmärkten herumschlendern, Glühwein trinken, Lebkuchen essen, tanzen gehen, Partys feiern, vor allem aber Freunde treffen (auch wenn ich für einige Leute gerne mehr Zeit gehabt hätte) und mit meiner Familie zusammen zu sein... Aber wie es eben im Leben immer ist, mussten auch meine Ferien mal zu Ende gehen. So sitze ich Donnerstagabend also vor meinem gepackten Koffer mit leichten Schmerzen im Mund und versuche mich auf einen 24-stündigen Aufenthalt in Flugzeugen und Flughäfen einzustellen, was mir nicht allzu gut gelingt… Am nächsten Morgen um halb 5 / 5 werde ich geweckt und muss feststellen, dass sich meine leichten Schmerzen in ziemlich üble Schmerzen verwandelt haben. Und etwas später auch, dass diese üblen Schmerzen von einer fiesen Schwellung kommen. Aber ich habe einen Flieger zu erwischen, demnach fahren meine Eltern und ich los Richtung Frankfurt. Ihr Plan ist es mich dort abzusetzen und sich danach ein Wellness-Wochenende zu genehmigen. Am Flughafen Check-In allerdings sieht sich Mama-Krankenschwester meine Schmerzquelle noch einmal genauer an und sogar mein Papa-Nicht-Mediziner wirkt besorgt, weshalb also (mittlerweile kurz  vor 8) der Erlanger Zahnarzt verständigt wird.
In Delhi
Nach einigem Hinundher wird entschieden, dass ich nicht fliege, woraufhin ich in Tränen ausbreche („Das geht doch nicht! Ich hab Montag Schule! Und…au, das tut weh!) :D Aber meine Argumente sind wenig überzeugend, weshalb wir ein überteuertes Cafe aufsuchen, in dem ich so oder so kaum einen Bissen hinunter bringe, da meine üblen Schmerzen nun Höllenschmerzen gleichen. Ca. 3 Stunden später finde ich mich auf einem Zahnarztstuhl wieder. Nachdem meine Schwellung (Entzündung) behandelt wurde, geht’s weiter zum Kieferorthopäden, dort wird entschieden das, der letzte Backenzahn gezogen werden muss, damit sowas ja nicht nochmal passiert. Erst nochmal in die Stadt um etwas zu essen (es ist mittags um 2), zurück in die Praxis, wieder so fürchterliche Spritzen ertragen, sich den Zahn ziehen lassen, und nach Hause fahren. Als wir dort ankommen ist es abends um 6. Wir sind wohlgemerkt um 5 Uhr früh aufgestanden, ich sollte in Flugzeug irgendwo über den VAE und meine Eltern entspannt im Whirlpool oder einer Sauna sitzen… Tja stattdessen werde ich eine Woche lang liebevollst umsorgt und versuche den verpassten Schulstoff daheim etwas zu lernen… Freitag, eine Woche später, diesmal jedoch ohne den leisesten Schmerz, stattdessen einem guten Gefühl im Bauch, starten wir die gleiche Prozedur, diesmal läuft alles wie geplant und ich fliege entspannt nach Abu Dhabi (mal abgesehen von 2 deutschen Jungs die sich wegen irgendwelchen Kleinigkeiten in voller Lautstärke zoffen), wo ich umsteige in einen Flieger voller Inder und ein paar wenigen Westlern…und hier wird’s spannend:
Flughafen Delhi
Es ist ja so, seit Ende des 2. Weltkrieges werden Rassismus, Faschismus etc. sehr ungern gesehen, die meisten Menschen (mit halbwegs gesundem Menschenverstand)  schätzen Toleranz, kulturelle Vielfalt und eine gewisse Weltoffenheit. Natürlich gibt’s dann noch einige Unglückliche, die andere Ansichten haben. Sie besitzen meist Bezeichnungen wie Neo-Nazi, Rassist oder einfacher Vollidiot. Glücklicherweise verkrümeln sich diese aber meist in ihrer eigenen kleinen Welt irgendwo in ihrem „Vaterland“. Vielleicht schaffen es manche noch bis Österreich, aber auf keinen Fall weiter. Aus Europa raus…unvorstellbar.
Als ich jedoch nach einigen mühseligen Schlafversuchen endlich in Delhi ankomme und darauf warte aussteigen zu können, muss ich Zeuge von menschlicher Dummheit in recht üblem Ausmaß werden.
Ein Inder war wohl frühzeitig aufgestanden um sich sein Handgepäck zu holen um dann festzustellen, dass er tatsächlich zu schnell war. Als er sich das zweite Mal mit allen anderen erhebt, vernehme ich eine männliche, deutsch sprechende Stimme, die nur Unsinn redet. Nein, die nur Unsinn schimpft…beschimpft, den Inder beschimpft, auf Deutsch…:“jaja, aber erstmal alle anderen Leute nerven. Ja, da schauste blöd, was?! Verstehst wohl meine tolle Sprache nicht…?! Etc.“ Diese Stimme hört auch nicht mehr auf Unsinn von unermesslicher Dummheit zu schimpfen. Die Freunde des Stimmenursprungs unternehmen allerdings auch (fast) nichts. Bis sich endlich ein anderer Inder einmischt, der zufälligerweise deutsch versteht und ausgezeichnet spricht, was das soll, warum er so redet und ob er nicht weiß, was Respekt ist. („Endlich jemand der meine schöne Sprache versteht, wohl weiß ich, was Respekt, aber du anscheinend nicht. Und überhaupt, dieses Land, die Leute…etc.“)
Das wundervolle Auto, mit dem ich abgeholt wurde :D

Die meisten anderen Versuche von Deutschen, die sich vor lauter Fremdschämen kaum zu helfen wissen, sich einzumischen (darunter meiner) gehen leider im Lärm der Maschine und der Ignoranz der Personifizierung des Wortes Arschloch unter. Die Diskussion endet als sich die Massen endlich richtung Ausgang bewegen. Als ich an der menschlichen Dummheit in Menschengestalt vorbeilaufe, kann ich es nicht lassen im mein Mitleid für seine erstaunlich ungebildeten und dramatisch begrenzten Ansichten auszusprechen, sicher nicht die eleganteste geschweige denn effektivste Methode mit einem solchen Wesen umzugehen, aber immer noch besser als es gegen die Wand zu klatschen, was ich in diesem Moment für mich eine äußerst verlockende Vorstellung war. Während ich also wenig später an der Einreiseschlange warte, stehen diese Personifizierung und seine Freunde ca. 10m entfernt von mir in der Nachbarschlange. Ich gebe mir wirklich alle Mühe mich in Geduld zu üben, doch als die Stimmen immer lauter und die Finger, die auf mich zeigen immer deutlicher werde, halte ich es nicht mehr aus und begehe die eigene Dummheit einen Kuss mithilfe des Mittelfingers in die Richtung der Stimmen und auf mich zeigenden Finger zu schicken (auch weder elegant noch effektiv, ich weiß), die jedoch definitiv noch dümmere Antwort auf mein Handeln („Weißt du, wo ich dir den Finger gleich hinstecke, Bitch!“ ) lässt mich in einen so heftigen Lachanfall ausbrechen, dass ich Schwierigkeiten habe mich wieder zusammenzureißen, da ich sofort danach an der Reihe bin. Das letzte was ich von der Personifizierung des Wortes Arschloch mitbekam, war, dass es am Schalter stand und nicht weiterkam, Auch an der Gepäckausgabe finde ich ausschließlich Menschen vor, die mir recht normal erscheinen. Manchmal hoffe ich ja, dass Vollidiot und seine Begleiter noch immer dort versauern, denn das wäre wohl sowohl für Indien und dessen Bewohner als auch für Vollidiot das Beste. Ich frage mich bis heute warum diese Leute in diesen Flieger gestiegen sind, wenn sie doch weder Weltoffenheit, noch Verstand, Englischkenntnisse und stattdessen nur Dummheit, Patriotismus etc. besitzen….WARUM??? Warum fliegt sowas verkorkstes nach Indien?
Ich habe mein Gepäck und meine Nerven wieder und 12 Stunden Zeit völlig übermüdet am Flughafen rumzuhängen. Was tun? Erstmal raus aus der Ankunft…auf dem Weg sehe ich einige Inder in Anzug hinter einem Tresen, wirkt schwer wie jemand den man um Hilfe bitten kann und ohne viel sagen zu müssen (Helle Locken ziehen bei Indern scheinbar immer ;P) antwortet mir Amir (der Anzug-Inder), ich sei süß und er bringe mich in eine Lounge, wo ich mich ausruhen könne. Gesagt, Getan und nicht nur das, wie es scheint ist er wichtig genug um ein fremdes Mädchen, dem man seine Reisezeit deutlich ansieht, in einer Edellounge unterzubringen, mit ihr dort Capuccino zu trinken und sie die restliche  Wartezeit dort schlafen zu lassen, alles kostenfrei! Wir unterhalten uns über Arbeit, Schule, Hobbies, dass übliche eben und in einem Nebensatz rutscht im dann elegant heraus, dass er Indiens schnellster Sprinter war. Ich weiß  bis heute nicht, wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckte, aber so oder so war es mir eine Ehre seine Bekanntschaft zu machen. So freundlich und hilfsbereit wie er war, hat er mich die vorherigen Ereignisse vergessen lassen und mich erneut dazu gebracht, mich auf die herzlichen und guten Seiten von Menschen zu konzentrieren.
Zurück bei meiner tibetischen Familie
Einige Stunden später sitze ich endlich in einem Flieger, der mich in mein geliebtes Dharamsala bringen soll. Neben mir sitzt ein Inder, der mich relativ schnell in ein hochphilosophisches Gespräch verwickelt. Nein, eigentlich hat er mir Unterricht erteilt, denn ich war absolut nicht im Zustand philosophische Diskurse zu führen.
Noch etwas später erblicke ich Nawang Chöden, Nawang Champa und Sangmo, die mich abholen. Ich hätte tanzen können vor Freude sie wieder zu sehen. Auf dem Weg nach Hause muss ich allerdings schmerzlich feststellen, dass ich so ca. alles Tibetisch vergessen habe, was ich vergessen konnte. Ich verstehe kein Wort.
Am Ratö Labrang angekommen, renne ich freudig die Treppen zu meinem Zimmer hinauf, die Sonne scheint und die Welt scheint voller Wunder.