Dienstag, 2. Februar 2016

Bericht Dezember/ Januar 2015/16



Der "Pausenhof" von oben :D
Abend vor Abreise
Dieses Jahr endet mein Adventskalender bereits mit dem 19. Dezember, dem Tag nach der Modulprüfung. Ich hab also noch 19 Tage…oje. Für die Prüfung speziell kann ich mich allerdings während der Schulzeit nur schlecht vorbereiten, dafür ist kaum Zeit. Oder aber aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, ich mache nichts anderes als mich auf die Prüfung vorzubereiten, denn genau das, was ich während meines normalen Schulalltags lerne, werde ich letztendlich auch gefragt.
Noch 10 Tage bis zur Prüfung: ich werde aus irgendeinem Grund nicht wirklich nervös…
Noch 6 Tage bis zur Prüfung: es hat Minusgrade, keine vernünftige Heizung und von einem isolierten Haus kann ich nur träumen. Ich spüre wie sich meine Kraft und Kondition allmählich dem Ende neigt. Ich lerne nicht mal mehr wirklich, außer dass ich Vokabeln wiederhole und mich abends nochmal mit Nawang Chöden (der Mönch, der mit mir im gleichen Haus wohnt) zusammensetze um noch etwas tibetisch zu sprechen. Das ist das einzige, was mir im Moment als Prüfungsvorbereitung noch sinnvoll erscheint.
Die letzte Schulwoche ist für Wiederholung alles Gelernten gedacht, was nicht bedeutet, dass wir deshalb weniger in der Schule sitzen.
Noch 3 Tage bis zur Prüfung: ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich habe keine Kraft mehr, es ist kalt, es ist grau und es ist mir alles zu viel. Ich will ein geheiztes Haus, Glühwein und Lebkuchen, einen Ofen, in dem das Feuer prasselt und meine Familie. WARUM ist nicht schon Samstag und ich sitze im Flieger nach Deutschland???
Auf dem Weg zum Flughafen
Und dennoch entgeht mir die tatkräftige Unterstützung meiner tibetischen Freunde nicht. Sie geben sich wirklich alle Mühe, um mir zu helfen!
Tag vor der Prüfung: ich habe mich wieder gefangen. Morgen ist es vorbei und egal wie es ausgeht, ich weiß, ich habe mein Bestes gegeben. Und nicht nur das, ich habe mich eingelebt, Freunde gefunden etc. und das ist mir sehr viel wert.
Während der schriftlichen Prüfung: Uh, das macht echt Spaß, wieso habe ich mich die letzten Tage eigentlich so angestellt. Ich mag tibetisch, eine tolle Sprache. Und die Fragen in dem Test sind so schön gestellt und so kreativ zu beantworten. So ein Spaß!!!
Während der mündlichen Prüfung: mein Murmel (ein Stoffmurmeltier, das mich seit meiner Kindheit überallhin begleitet und jede Schwierigkeit mit mir zusammen durchsteht :D ) sitzt auf meinem Schoß, was also kann da schon schief gehen?!
Nach der Prüfung: FERIEN!!!
Mit Nawang Chöden
Tag nach der Prüfung: die Sonne scheint, die Berge sind schneebedeckt, die Prüfung ist vorbei. Auf dem Weg zum Flughafen frage ich mich dann doch, warum ich jetzt ins graue Deutschland fliegen soll?! Nawang Chöden und Nawang Champa (ein Freund, der in der Nähe wohnt) begleiten mich und eigentlich will ich mich nicht von ihnen verabschieden müssen, aber es ist ja nur für einen Monat.
Nach 3 Flügen und viel zu wenig Schlaf werde ich freudestrahlend und mit Katak und Gebetsfähnchen von meinen Eltern und Elke abgeholt. Ich bin so glücklich alle wiederzusehen, dass meine Müdigkeit komplett verfliegt.
Tag nach der Ankunft: Ich lese eine Mail meiner Lehrerin, volle Punktzahl in der Prüfung!!!
Ca. 4 Wochen später am Tag vor Abflug: ich hatte tolle Ferien mit meiner Familie, meinen Freunden etc., und jetzt geht’s langsam wieder Richtung Indien.
Mit Nawang Champa
Tag des Abflugs, 5 Uhr früh: Ich habe höllische Schmerzen im Mund und eine dicke Schwellung. Trotzdem fahren wir los zum Flughafen, denn ich muss ja meinen Flieger erwischen. Mein Zustand verbessert sich aber nicht wirklich, im Gegenteil, sodass wir uns entschließen am Check-in doch noch den Zahnarzt per Telefon um Rat zu fragen. Ungefähr 3 Stunden später finde ich mich im Zahnarztstuhl wieder, wo man mir meine Entzündung behandelt und wenig später einen Zahn zieht. Eigentlich säße ich gerade im Flugzeug irgendwo über der Türkei oder so. Abends bin ich also wieder daheim, in Deutschland wohlgemerkt und lasse mich liebevoll gesund pflegen.
Eine Woche später kann ich dann endlich fliegen. Und obwohl mir der Abschied von meinem deutschen zu Hause, besonders von meiner Familie, sehr schwer fällt, freue ich mich riesig in Dharamsala von meinen tibetischen Freunden abgeholt und in mein wundervolles indisch-tibetisches zu Hause gebracht zu werden.